Seligsprechung Hildegard Burjans – ein Jahr danach
Am Sonntag, 27. 1. 2013, feierte Kardinal Christoph Schönborn in der Kapelle der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis (CS), Wien 9, einen Gottesdienst im Gedenken an den 130. Geburtstag und in Dankbarkeit für die vor einem Jahr stattgefundene Seligsprechung der Gründerin der CS Hildegard Burjan.
Die Seligsprechung am 29. 1. 2012 im Wiener Stephansdom hatte Hildegard Burjan (1883-1933) weit über die CS hinaus bekannt gemacht. Aufgewachsen in Görlitz/D, verheiratet, Mutter, akademisch gebildet beschritt Hildegard Burjan mutig neue Wege der Hilfe: als erste weibliche Abgeordnete der christlich-sozialen Partei im österreichischen Parlament, als Gründerin der Caritas Socialis. Ihrer Zeit im sozialen Denken weit voraus, leistete sie Pionierarbeit. Kraft für ihren außergewöhnlichen Einsatz schöpfte sie aus dem Glauben. Als Jüdin ließ sie sich nach schwerer Erkrankung taufen. In Gott verwurzelt fand sie Halt in den Spannungen zwischen Ehe, Familie und beruflichem Engagement, zwischen Politik und Kirche, der Arbeit für die Ärmsten der Gesellschaft und dem Leben in gut bürgerlichen Kreisen, als verheiratete Leiterin einer Schwesterngemeinschaft.
Kardinal Schönborn nahm in seiner Predigt Bezug zu den Flüchtlingen in der Wiener Votivkirche. Hildegard Burjan hätte durch konkrete Taten die Not von Menschen in Not verändert, sei dabei aber nicht stehen geblieben. In einer Situation, in der Ideologen nicht davor zurückschrecken, die Not von Menschen zu missbrauchen, bat er die Selige Hildegard Burjan um ihren Beistand für alle, die sich der konkreten Not zuwenden, aber auch durch politische, soziale Aktion Verantwortung wahrnehmen.
Sr. Maria Judith Tappeiner CS, Generalleiterin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis berichtet von der großen Resonanz, die Hildegard Burjan im vergangen Jahr gefunden hat: „Vor allem Frauen fühlen sich durch Hildegard Burjan in ihrem Engagement in Kirche und Gesellschaft ermutigt.“
Feierlichkeiten fanden auch in Görlitz, der Geburtsstadt Hildegard Burjans, statt, wo Hildegard Burjan als erste Selige der Diözese vor allem Erwachsene, die nach der Taufe fragen, anspricht. in Stuttgart wurde eine Schule für soziale Berufe nach ihr benannt. In Südtirol und Rom fanden Veranstaltungen über Hildegard Burjan statt. Papst Benedikt XVI. würdigte Hildegard Burjan in einer Ansprache zum Angelus Gebet. Im Rahmen einer Audienz wurde eine Reliquie überreicht. Im europäischen Parlament in Brüssel wurde im November anlässlich des Besuchs der österreichischen Bischofskonferenz eine Ausstellung über Hildegard Burjan gezeigt. Hildegard Burjan ist auch heute Vorbild für PolitikerInnen, die über Parteigrenzen hinweg gute und sozial sensible Lösungen suchen. In Guarapuava/Brasilien, wo CS Schwestern in der Familiensozialarbeit tätig sind, fand ein großes Fest statt, in dem Burjans Eintreten für Gerechtigkeit und die Würde des Menschen gefeiert wurde.
Am Ende des Gedenkgottesdienstes am 27. 1. gab Sr. Maria Judith Tappeiner die Gründung des Hildegard Burjan Forums unter der Leitung der Journalistin Prof. Ingeborg Schödl bekannt, das sich der Bekanntmachung Hildegard Burjans widmen wird.
Mit den Schwestern fühlen sich über 900 MitarbeiterInnen der CS und 300 ehrenamtlich Engagierte durch Hildegard Burjan motiviert, sich in brennenden gesellschaftlichen Themen (Hospiz, Pflege und Demenz und Kinder und Familien) für Menschen einzusetzen. In drei Pflege- und Sozialzentren in Wien wird professionelle Pflege und Betreuung für alte und chronisch kranke Menschen angeboten – stationär, in Tageszentren, im CS Hospiz Rennweg, in Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz und zu Hause. Die CS führt Kindergärten und Horte, ein Wohnheim für Mutter und Kind und eine Sozialberatungsstelle und engagiert sich im von 6 Ordensgemeinschaften getragenen Verein SOLWODI Österreich gegen Menschenhandel. CS-Schwestern sind in Österreich, Brasilien, Deutschland, Südtirol und Ungarn vertreten.