Caritas Socialis
Schwesterngemeinschaft
menschen. leben. stärken.

Hildegard Burjan ist für mich:

Hildegard Burjan eine Frau, die mit Spannungen gelebt hat und Spannungen mit anderen mit gelebt hat. Auch heute identifizieren sich Menschen mit ihr und dem Motto der Seligsprechung "Mit Spannungen Leben".

In der Ausgabe vom 22.1.2012 von 'Der Sonntag' sprechen in einem Beitrag von Stefan Kronthaler Politikerinnen aller Parteien über die Aktualität Hildegard Burjans. (PDF)

Hildegard Burjan ist für mich...

 

Sr. Maria Judith Tappeiner CS

Hildegard Burjan stand mitten im Leben als Frau, als Politikerin, als gläubige Christin. Sie hatte offene Augen und ein Herz für die Not der Menschen und ist in ihrer Hilfe neue Wege gegangen. Diese Frau und ihre Spiritualität liebe ich. Sie inspiriert mich in meinem Leben als Schwester der Caritas Socialis.

… im Blick auf die Wirklichkeit in guter Beziehung zu mir und meinem Gott zu sein, damit ich darin meinen Boden spüren kann. Spannungen sind für mich eine positive Kraft, die mich im Heute leben lässt und mich auffordert, mutig in die Zukunft zu gehen.


Prof. Ingeborg Schödl

Beispielhaft eine Wegbereiterin auf vielen Gebieten. Selbstbewusst hat sie sich als Frau in Gesellschaft, Politik und Kirche für die Rechte der Mitmenschen eingesetzt. Wie sie als Christin diesen Weg trotz Widerstände aus tiefster Überzeugung gegangen ist, ist für meinen persönlichen Weg ein großes Vorbild.

Das Leben annehmen, so wie es ist mit allen Höhen und Tiefen. Spannungen auszuhalten ist nicht immer leicht, aber sie haben mich immer motiviert und herausgefordert. Ohne Spannungen hätte ich einiges im Leben nicht gewagt und dadurch meine Talente ungenützt gelassen.


Erzbischof Dr. Christoph Kardinal Schönborn

Für die Erzdiözese Wien, aber auch für ganz Österreich ist Hildegard Burjan eine beeindruckende Gestalt – ein Mensch zum Vorzeigen. Mit einem offenen Herzen für die Nöte der Zeit hat sie sich für die Rechte der Unterprivilegierten und gegen jede soziale Ausgrenzung von Randgruppen durch die Gesellschaft eingesetzt.

…Spannungen als Wesensmerkmal alles Lebendigen in dieser Welt anzunehmen. Um sie zu einem guten Ende zu führen, muss ich mich, wie es auch die selige Hildegard Burjan in ihrem Leben vorgezeigt hat, ganz von der Liebe des Erlösers leiten lassen, der alles neu macht. Ich wünschte, es gelänge mir öfter und besser, mit Spannungen so umgehen zu können!


Margit Fischer

Eine Frau, die viel über unsere Gesellschaft nachgedacht und viel bewirkt hat. Sie gehört – zusammen mit anderen Frauen – zu den Pionierinnen des Sozialstaates in Österreich.

Mit Spannungen zu leben ist manchmal unvermeidbar, aber mein Ziel ist es, Spannungen zu überwinden, auszugleichen und – so weit wie möglich – in Harmonie mit mir selbst und meiner Umwelt zu leben.


Sr. Susanne Krendelsberger CS

… eine Frau, die als Politikerin, Ehefrau, Mutter und Gründerin der Caritas Socialis in vielfältiger Weise für Menschen da war. Sie entwarf Ideen und setzte sie in die Tat um. Wenn andere Mitarbeiterinnen gefunden wurden, war sie frei wieder Neues zu wagen und sich für Menschen, insbesondere Frauen einzusetzen.

In meinem Alltag erlebe ich viele Spannungen: die Spannung zwischen der Möglichkeit, Hilfe zu leisten und der Angst ausgenützt zu werden; die Spannung mir selbst finanziell etwas Gönnen zu können und dem Erleben von Menschen, die nicht das Nötigste zum Leben haben; die Spannung zwischen den Anforderungen, die ich erfüllen soll und dem was ich wirklich leisten kann; die Spannung zwischen Krankheiten, mit denen ich konfrontiert werde und meiner eigenen Gesundheit; die Spannung zwischen dem, was ich erreichen kann und dem, was ich mir erträume; die Spannung zwischen Schon und Noch nicht,… Am meisten hilft mir, mir die Spannungen, die ich erlebe, bewusst zu machen, damit ich sie gestalten kann und sie nicht mich beherrschen. So werde ich frei, mich diesen Herausforderungen zu stellen.


Weihbischof DDr. Helmut Krätzl

Hildegard Burjan hat der Kirche mit allem gedient, was sie besaß, mit ihrem tiefen Glauben und der daraus kommenden Nähe zu Gott, mit ihrer Weitsicht, für die sie sich gerade vor Gott verantwortlich fühlte. Sie hat Gott auf vielfache Weise gefunden, vor allem aber im Menschen, im armen Menschen, in den vielfach allein gelassenen Frauen und ihrer verborgenen, viel zu wenig geachteten Tätigkeit.

Den Menschen Christus bringen, oder soziale Hilfe?
Stehen wir nicht in der Kirche auch heute vor dem Dilemma, welchen Schwerpunkt sie setzen muss in Verkündigung und Tun? Man wirft uns vor, Kirche zu einer sozialen Dienstleistungsanstalt gemacht zu haben, viel zu wenig den Menschen von Gott zu reden.
Aber ist es nicht gerade dieser Gott, der schon im 1. Testament sich ganz den Armen zugeneigt hat, der gerade daran erkennbar wurde unter vielen anderen „Göttern“?
In der von Hildegard formulierten Weiheformel heißt es: „Ich danke Dir aus tiefstem Herzen dafür, dass Du mich würdigst, ein Werkzeug Deiner Liebe zu sein.“ Also nicht Christus bringen in weltferne Frömmigkeit, sondern in den Werken seiner Liebe.
Aber um die Not richtig erkennen zu können, um auch die Kraft im Sozialen nicht alsbald bei Enttäuschungen zu verlieren braucht es die innige Vereinigung mit Christus, das Hören auf ihn im Gebet. Hildegard tat dies sehr oft „vor dem Tabernakel“, für sie wie ein geflügeltes Wort.


Mag. Robert Oberndofer MBA

Wichtig ist mir die Haltung Hildegard Burjans gegenüber hilfsbedürftigen Menschen: Sie macht sie nicht zu Almosenempfängern, sondern fordert Respekt vor dem in Not geratenen Menschen ein. In der leistungsorientierten Gesellschaft sind alte und kranke Menschen besonders gefährdet, als Almosenempfänger zu gelten. Ich sehe es als unsere Aufgabe in der Caritas Socialis die Interessen gerade dieser hochbetagten, alten und schwerkranken Menschen in den Focus zu stellen. Durch bestmögliche palliativmedizinische, pflegerische, psychosoziale und spirituelle Betreuung in unseren CS Pflege- und Sozialzentren geben wir aktuell Antwort auf ein brennendes gesellschaftliches Thema. Genauso entscheidend ist es aber auch – nach unserer Gründerin Hildegard Burjan – strukturell dafür zu sorgen, dass die Not gelindert wird. Professionell und systematisch erarbeiten wir innovative Pflege- und Betreuungsmodelle, die international anerkannt sind, wie z.B. die spezialisierten Einrichtungen für Alzheimer erkrankte Menschen. In der hervorragenden Zusammenarbeit mit der Stadt Wien kann die Caritas Socialis Impulse für mehr Lebensqualität bis zuletzt ermöglichen.

Auch unser Leitbild enthält die Pole zwischen denen sich Spannungen aufbauen, z.b. Mittel und Methoden sinnvoll einsetzen und eine möglichst gute Betreuungsqualität zu bieten, oder den Menschen im Mittelpunkt sehen aber auch die Grenzen der persönlichen Überforderungen nicht zu überschreiten. Spannungen müssen täglich überbrückt werden.


Dr. Michael Spindelegger

Eine außergewöhnliche politische Persönlichkeit, aber vor allem ein großartiges menschliches Vorbild. Sie stach mit Mut und Weitblick hervor und ging trotz schwieriger Umstände unbeirrt ihren Weg – als körperlich Leidende, als katholische Jüdin, als Unternehmensgattin im Kampf für die Armen, als erste weibliche Abgeordnete der Christlichsozialen. Dabei rückte sie stets die unmittelbare Unterstützung von Menschen, die gerade in der damaligen Zeit viel zu wenig Beachtung fanden, in den Mittelpunkt. Hildegard Burjans Engagement setzte neue Maßstäbe in der Sozialpolitik und wirkt bis heute.

dass Vielfalt und unterschiedliche Standpunkte als Chance und Bereicherung gesehen werden. Wie bei Hildegard Burjan zeigt sich oft, dass erst Brüche in Lebensläufen und das Überwinden von Schwierigkeiten notwendig sind, um persönliche Lebensaufgaben und Ziele zu erkennen. Auch die Demokratie braucht Spannungen im Sinne einer lebendigen Diskussionskultur. Nur so kann sich unsere Gesellschaft auch weiter entwickeln. Es zählt zu den Aufgaben der Politik, Spannungen rechtzeitig zu erkennen und unter Einbezug der Betroffenen Lösungen zu finden und zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen.


Mag. Renate Brauner

… eine Politikerin, die sich schon früh für die Verbesserung der Lebenssituation von Frauen eingesetzt hat, gerade was den Bereich der Arbeit und der Ausbildung betrifft. Ein sehr großes Anliegen war ihr auch der Einsatz für mehr Gerechtigkeit und Gleichstellung aller Menschen in der Gesellschaft. Sie hat sich während ihrer politischen Laufbahn immer engagiert für die Sache eingesetzt und über Parteigrenzen hinweg versucht, das Beste für Frauen, aber auch für sozial bedürftige Personen zu erreichen.

Die Gesellschaft von heute scheint auf den ersten Blick nur von Gegensätzen geprägt zu sein – viele Möglichkeiten, Interessen und große Individualität prallen beim Zusammenleben gerade in einer Großstadt aufeinander. Dennoch sind für viele Menschen die selben Werte und Rahmenbedingungen von Bedeutung: Gerechtigkeit, Sicherheit, Lebensqualität sind nur drei davon, für die wir in der Stadt Wien täglich sorgen – für alle Wienerinnen und Wiener gleichermaßen.


Eduard Spörk

Seit über 20 Jahren versuche ich den Spuren Hildegard Burjans und ihrem Auftrag für die CS für jetzt zu folgen. Dazu ist mir außer dem Austausch mit CS Schwestern das “Caritas-Jahr 1924/1925 von Hildegard Burjan” unentbehrlich geworden.

Ich bin sehr froh, dass die hinterlassenen Schriften Hildegard Burjans keine fertigen Rezepte bringen, dafür aber umso mehr über das Wesentliche und das Werden der CS aussagen.


Prof. Gisbert Greshake

Was mich an Hildegard Burjan besonders fasziniert, ist dies: Sie hat in einer Zeit, in der die Mehrheit der Christen an den himmelschreienden Ungerechtigkeiten (Kinderarbeit, Lohndumping bei den Heimarbeiterinnen, Ausgrenzung ganzer Menschengruppen…) vorbeigesehen, sie verdrängt oder erst gar nicht wahrgenommen hat, Initiativen zu einer neuen Weise sozialen Engagements gesetzt. Damit aber fragt sie mich und uns: Wo sind heute die Faktoren des Bösen, die den „blinden Flecken“ unserer Augen entgehen, statt dass sie – wie bei ihr – zum Einsatz aller (Gegen-)Kräfte herausfordern?

War damals die Welt Hildegard Burjans noch von nur wenigen und deshalb auch übersichtlichen Spannungen gekennzeichnet, so besteht das Charakteristikum unserer heutigen Gesellschaft darin, ein unser Leben segmentierendes, völlig unüberschaubares Spannungsfeld zu sein, in das jeder einzelne zu versinken droht. Hier kann uns das geistliche Leben Hildegard Burjans zeigen, dass es der Glaube ist, der auch im zerreißenden Pluralismus unserer Tage Standfestigkeit garantiert, Lebenseinheit erwirkt und Hoffnung schenkt, dass nicht wir selbst, sondern Gott die Auflösung der Spannungen und Widersprüche unserer Existenz herbeizuführen vermag.


Dr. Veronika Prüller-Jagenteufel

Mich fasziniert an Hildegard Burjan unter anderem, dass sie eine Hörende war, die in dem, was ihr im Leben widerfuhr, Gottes Anruf erkannte. Jeder und jede kennt die Erfahrung, dass im Leben nicht alles glatt geht und manche Wendung des Lebensweges zunächst sehr bitter schmeckt. Hildegard Burjan ermutigt mich, auch in solchen Erfahrungen die Möglichkeit zu sehen, als Person und im Glauben zu wachsen und meiner Berufung wieder neu zu folgen. Sie hat z.B. ihren wohl nicht ganz unfreiwilligen Rückzug aus der Politik als Chance genutzt, den notleidenden Menschen in Wien nun eben anders zu dienen – schließlich in der Gründung der CS. Dieses Hören auf das, was Gott auch durch Unerwartetes oder zunächst Unerfreuliches im Leben eröffnet und zeigt, und das große Vertrauen auf Gottes Führung, die darin liegt – möchte ich u.a. von Hildegard Burjan lernen.

Spannungen erlebe ich als Aufforderung, mich tiefer in Gott zu verwurzeln, bewusster aus der Beziehung zu Jesus Christus zu leben und mich wieder neu der Führung des Heiligen Geistes anzuvertrauen. Wenn ich vor einem schwierigen Gespräch oder einer erwartbar spannungsreichen Sitzung für wenigstens ein paar Momente im Gebet– womöglich vor dem Allerheiligsten – war, bin ich wacher und achtsamer. In gespannten Situationen versuche ich, präsent, also ganz da zu sein und die Achtung vor dem oder der anderen zu bewahren. Für die zu beten, mit denen ich Stress habe, hilft. Dabei versuche ich, nicht Gott zu erzählen, was – nach meinem Wunsch – die andern tun sollen, sondern für uns beide die tiefere Erkenntnis dessen zu erbitten, was der nächste Schritt ist, der alle Beteiligten wieder mehr ins Vertrauen und in die Gelassenheit und womöglich in die Liebe führt.


P. Alois Riedlsperger

Ein Beispiel einer sozial hochsensiblen Frau, die versucht hat, mit ihren Möglichkeiten für die sozialen Nöte der Menschen damals – speziell der Heimarbeiterinnen oder im Blick auf die Kinderarbeit – einzutreten und Lösungen zu suchen – materielle so wie bildungsmäßige Hildegard Burjan konnte aufgrund ihrer Integrität und ihrer Glaubwürdigkeit auch über die Grenzen ihres Parlamentsclubs hinaus für diese Anliegen eintreten und dafür Anerkennung finden.

Wer sich in die Spannung zwischen Nichterfüllung erhoffter Wünsche und der Vorstellung vom Eintreten schlimmster Fälle hineinspürt, dem öffnet sich eine Gelassenheit, die vom Vertrauen getragen ist, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten wendet.
Sich zu engagieren, setzt eine Entschiedenheit voraus, die von guten Entscheidungen getragen ist. Zu solchen zu kommen, erfordert innere Freiheit, um nicht von Vorlieben und Befürchtungen geleitet zu werden.


Regina Petrik

Eine Frau, die den Mut hatte, in der Reflexion ihrer Herkunft und durch Wahrnehmen persönlicher Veränderungen und Visionen von Vertrautem Abschied zu nehmen. Sie fühlte sich nicht in dem gefangen, was ihr „in die Wiege gelegt“ wurde, sondern beschritt als selbstbewusster Mensch jenen Weg, der ihren inneren Überzeugungen entsprach. Wie schwer fällt es uns Menschen doch oft, Abschied zu nehmen von Gewohntem, von dem, was uns im Leben selbstverständlich erscheint. Und das auch dann, wenn uns längst klar geworden ist, dass die eigenen, im Laufe des Lebens neu gewonnen Überzeugungen es erfordern, einen anderen, vielleicht ungewohnten Weg einzuschlagen. Hildegard Burjan hat dies getan. Sie hat das Risiko nicht gescheut. Und dafür bewundere ich sie.

scheinbar Widersprüchliches zunächst nebeneinander stehen zu lassen, zu analysieren, abzuwägen und dann zu überprüfen, ob die Widersprüche tatsächlich unüberbrückbare sind. Es bedeutet, Ambivalenz aushalten zu können und diese als Bereicherung anzunehmen. Es heißt für mich, nicht immer nach der einen absolut richtigen Antwort auf die Fragen des Lebens zu suchen, sondern in der Gewissheit zu leben, dass meine Entscheidungen und Überzeugungen immer nur eine von vielen Möglichkeiten der Gestaltung von individuellem und gesellschaftlichem Leben darstellen. Daher wird es auch möglich, mich zu verändern, Gesellschaft zu bewegen und lebendig zu bleiben. Und dennoch muss die Tür zur Entspannung, zum Loslassen und Durchatmen immer ein Stück geöffnet sein.


Sr. Karen. D. Klaczek

Ich bewundere Hildegards soziale Sensibilität, ihre Initiativen zur Förderung menschlichen Lebens. Sie lehrt mich, meinen Blick auf Christus zu richten, aufmerksam zu sein für das Leiden der Brüder und Schwestern.

 

 

Dipl.-Ing. Heinz Gerstbach

eine Frau, die die Sorgen und Nöte ihrer Zeit erkannt hat! Sie schaute aber nicht weg und sie suchte keine Schuldigen sondern sie hatte innovative Ideen und setzte diese mit Gleichgesinnten um. Sie war eine Frau, die Bedeutendes leistete, trotz großer Widerstände und Anfeindungen.

… einfach leben. Denn ohne Spannungen gibt es keinen Fortschritt, keine Entwicklung, kein menschliches Zusammenleben. Allerdings müssen wir diese Spannungen immer wieder annehmen und positiv bewältigen, so wie es Hildegard Burjan ständig getan hat.


Dechant Pfr. Martin Rupprecht

Das Erstaunliche an Hildegard Burjan ist ihre Tatkraft und ihr Denken, welches sich an der Not ausrichtete. Als Frau hatte sie bis 1918 kein Wahlrecht und doch konnte sie sich Gehör verschaffen mit ihrem Einsatz für Benachteiligte. 1919 zog sie sogar als erste weibliche Abgeordnete der Ersten Republik in den Nationalrat ein. Als katholische Frau war sie ein Nichts in der Männerkirche, und doch gründete sie eine Pfarrkirche, in der bis heute von ihr gesprochen wird.
Für den Bau unseres Kirchenzentrums Neufünfhaus forderte sie ein Gebäude, das nicht höher als die Wohnhäuser der Arbeiter ist und keinen Turm besitzt, damit die Menschen sich nicht klein fühlen. Gleichgroß wie der Gebetsraum sollte der Fürsorgeraum für Waisenkinder sein: eine Plädoyer für das Gebet des Dienens. Ihr Prinzip war, nicht auf Ideen von Anderen zu warten, sondern selbst zu beginnen. Man könnte sagen: sie entwickelte stets Alternativen zur Not und stellte die Mächtigen vor die Alternative.

Da gibt es dieses tröstliche Wort im Psalm 127:„Wenn nicht der Herr das Haus baut, baut jeder umsonst.“ Im letzten bleibt jede Entwicklung ein Werk des Geistes Gottes, darum kann ich nichts erzwingen. Mir ist die Aufgabe gestellt, das was in den Menschen hineingelegt ist, herauszuholen wie eine Hebamme. Wenn ich mit Menschen lebe und arbeite, dann muss ich versuchen auszuloten, was für diesen Menschen möglich ist. Ihm mehr abzuverlangen, als seine Lage und Fähigkeit zulässt, überfordert ihn nicht nur, sondern wäre eine Hybris meinerseits.


Mag. Maria Hampel-Fuchs

Vorbild für ein radikales und konsequentes Leben aus dem Glauben. Ihre Vorstellungen einer Politik für eine bessere, sozialere Gesellschaft hat sie radikal umgesetzt. Sie hat ihr politisches Mandat aufgegeben, um ein Leben für die Ärmsten leben zu können, um Strukturen zu schaffen, die die Situation der ärmsten Frauen in den Haushalten, der alleinstehenden, damals verachteten und verstoßenen Mütter mit Kindern, der alten Menschen nachhaltig zu verbessern. Sie hat ihre Ziele gegen viele Widerstände, auch aus kirchlichen Kreisen, konsequent verfolgt und das Gespräch zur Umsetzung ihrer als richtig erkannten Vorhaben mit allen gesellschaftlichen Gruppen gesucht. Sie hat viele Menschen aus dem damaligen Bürgertum und auch die Kirche für ihre Anliegen gewonnen.

Leben bedeutet mit Spannungen leben. „Einmal darüber schlafen…“ ist ein für mich bewährtes Rezept. Am nächsten Tag schaut alles anders aus. Gebet für die betroffenen Menschen und Meditation möglicher Vorschläge zur Auflösung vorhandener Spannungen sind für mich ein Weg. Auch kann manches Mal das Zurücknehmen der eigenen Person zur Bewältigung von Spannungen beitragen. Ganz im Sinne von Papst Johannes XXIII., der ob der Komplexität des Konzils erschrak und sinngemäß erkannte: „Nimm dich nicht so wichtig, Johannes, Ich (Gott) bin auch noch da.“ Spannungen halten uns aufrecht, regen zu Aktivität und Lösungen an. Wir sind aufgerufen, uns den Spannungen zu stellen, aber auch zur Kenntnis zu nehmen, dass Lösungen manchmal nicht möglich sind. Erst in der Todesstunde werden wir frei sein von Spannungen. Entspannt …


Christina Hallwirth-Spörk

… ein Vorbild und ich frage mich: Wie hat sie das wohl immer geschafft, ihre vollen Tage zu bewältigen? Wie hat sie die Anforderungen ihrer vielen Rollen ganz für die Armen, als Ehefrau, als Mutter, als Gründerin der CS, als Führungskraft unter einen Hut gebracht?

 

Sr. Regina Fučik SSM

… eine Frau, die durch ihren starken Glauben, ihre wertorientierte Haltung im Leben und ihr großartiges Engagement tiefe Spuren in dieser Welt hinterlassen hat. Ihr starker Glaube und ihr Weitblick haben sie immer mehr in die Nähe zu den Menschen geführt. So konnte sie den konkreten Nöten ihrer Zeit begegnen und mutige Schritte zu Veränderungen in der Gesellschaft riskieren.

…tägliche Ereignisse, auch wenn sie noch so “befremdend und ganz anders” sind und meinen Rhythmus des Pulsschlages irritieren, zulassen, – durchatmen, – nicht werten, – aushalten, – näher hinschauen, – fragen, – hinterfragen, – Entspannung suchen, – unterscheiden, – nach “meiner” Antwort suchen, abwägen und das loslassen, was nicht das Meine ist. Dieser oft mühsame Weg kann ganz neue Einsichten ans Licht bringen und Brücken bauen zum inneren Frieden und einer freien Gelassenheit. Spannungen und der achtsame Umgang mit ihnen, können fruchtbare Quellen für MEHR Leben werden.


Nilce Roseira

Hildegard Burjan lebte vorbildhaft die Liebe Gottes zu den Menschen. Diese Liebe setzt sich lebendig durch das Wirken der CS für diese Welt fort.

 

Sabine Gutov

Hildegard Burjan ist für mich eine Frau, die verwurzelt im Glauben, sich hineingewagt hat in die Not ihrer Zeit und Stellung bezogen hat. Sie macht mir Mut Neues zu tun, noch unbekanntes Land zu betreten und vom Leben zu lernen.

Mit Spannungen leben heißt für mich, unterwegs zu sein – mich immer neu aufzumachen, lebendig zu sein und zu bleiben. Begegnungen und „Vergegnungen“ wahr- und anzunehmen und unser Menschsein mit all seinen Widersprüchen, Stärken und Schwächen, sowohl bei mir als auch bei anderen, lieben zu lernen…


Gerda Schmidt

Eine Frau, die je intensiver ich mich mit ihr und ihrem Leben befasse, immer geheimnisvoller und bewundernswerter für mich wird. Es ist beeindruckend für mich, wie sie es geschafft hat, Familie, politisches Leben und die Verwirklichung ihrer Idee der Gründung einer Schwesterngemeinschaft umzusetzen.

… jeden Tag ganz unvoreingenommen zu beginnen und auf mich zukommen zu lassen. Das Leben als solches ist spannend, wenn ich offen bin für Veränderung und mich auf Neues einlasse und zulasse, dass Pläne über den Haufen geworfen werden.


Mag. (FH) Christine Hintermayr

Eine Frau, die gewirkt hat. Ihr Wirken hat das Denken und das Tun anderer beeinflusst, hat andere Menschen bewegt und hat den Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Hildegard Burjan ist einerseits für mich herausragend, andererseits kann ich mich selbst in ihr finden in dieser inneren Auseinandersetzung was hat jetzt Priorität wer braucht mich, wohin gehöre ich.

Ich spanne einen Bogen zwischen dem was mir nahe ist und dem was mir fern ist. Ich versuche Spannung in meinen Haltungen zu bewahren und damit klar und deutlich ein Zeichen von Aufmerksamkeit für das andere zu setzen. Ich bin gespannt gegenüber dem, was um mich vorgeht, nehme es auf und spanne den Bogen von neuem.


Sonja Schrey, Dipl.-Kffr., MSc

präsent. Ich frag´ mich oft, wie sie in der einen oder anderen Situation heute reagieren würde. Was sie tun würde. Was sie sagen würde. Wie hätte sie heute ihren Weg gefunden?

…dass ich mich nicht wohl fühle. Es bedeutet für mich Stress, da ich eher ein harmoniebedürftiger Mensch bin und versuche, Spannung aus Situationen herauszunehmen. Das schaff´ ich aber nicht immer. Und so sind die Spannungen ein Teil des Lebens, den wir aushalten müssen. Dieses Aushalten gelingt nur dann, wenn man weiß wofür. Und so sind es erst oft eben diese Spannungen, die einem seine eigenen Werte deutlich machen, die sich so herauskristallisieren. Was ist mir wichtig? Für was setze ich mich ein?


Johanna Divos

Hildegard Burjans Leben war ein Leben für die Armen. Durch ihre Arbeit im Wiener Gemeinderat ist sie im gewissen Sinn eine Vorreiterin für die Rechte der Frau.

Meiner Meinung nach leben heute sehr viele Menschen mit vielen Spannungen, da sie – bedingt durch Stress, Konsum, ihr Umfeld, etc. – die inneren, christlichen Werte vergessen haben.


Christine Schäfer

An Hildegard Burjan fasziniert mich, dass sie eine soziale Vision hatte, deren Umsetzung eine Lebensaufgabe für sie war: die Verbesserung der Lebenssituation der Frauen nach dem Ersten Weltkrieg. Ihre Hilfe setzte an mehreren Ebenen an: an der persönlichen, wobei ihr wichtig war, Menschen nicht zu Almosenempfängern werden zu lassen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten (z.B. durch das Einrichten von Nähstuben); und sie erkannte, dass man Strukturen verändern muss, um gesellschaftliche Not zu lindern. Sie betätigte sich politisch und fand über Parteigrenzen hinweg MitstreiterInnen für ihre Ziele. Sie konnte überzeugen – aufgrund ihres Charismas und ihres hohen Bildungsstandes – und besaß die Kraft zur Veränderung. Viele ihrer Originalzitate sind im besten Sinn des Wortes modern – sie haben heute noch Gültigkeit.

… trifft wohl auf uns alle zu, da sich das Leben zwischen den Polen Anspannung und Entspannung vollzieht und Konflikte und deren Lösung soziale Kompetenz von uns verlangen. Wir sollten uns auf die Fähigkeit zur Kontemplation besinnen, um einen Ausgleich für Zeiten des Termindruckes und des Multitaskings, das vor allem Frauen betrifft, zu schaffen.

Ein spannungsfreies (Zusammen)-Leben ist nicht vorstellbar und es ist eine besondere Qualität in Berufen, in denen menschliche Beziehungen im Vordergrund stehen, Spannungen auch auszuhalten.


Sr. Dr. Kunigunde Fürst

eine Frau,

- die die Zeichen ihrer Zeit wahrgenommen hat und daraus ihre Schlüsse gezogen hat, Entschlüsse zur Tat;

- die mit Mut und Entschiedenheit ihren Weg gegangen ist ohne klein beizugeben;

- die Neues – Außer- und Ungewöhnliches – gewagt hat;

- die den jüdisch-christlichen Wert der Nächstenliebe radikal gelebt und in einer Frauengemeinschaft verwirklicht hat;

- die als Parlamentarierin gesellschaftspolitisch mitgemischt hat;

- das SCHON und NOCH NICHT unseres Glaubens und seiner Verheißungen auszuhalten,

- die Realität des Lebens und die Wünsche zu einem gelingenden Leben in der Waage zu halten,

- die Armut unter uns – auch im Reichtum Österreichs – wahrzunehmen und das mir/uns Mögliche zu tun,

- mich mit kulturellen und religiösen Verschiedenheiten der Menschen zu beschäftigen und lernbereit zu sein,

- in der Buntheit des Lebens und der Lebensformen Chancen und Kraftvolles zu entdecken.


Mag. Barbara Lehner

Was ich sehr an Hildegard Burjan bewundere ist, dass sie aus ihrem tiefen Glauben ein Verständnis für die sozialen Probleme ihrer Zeit entwickelte. Sie hat sich nicht gescheut, die Menschen in den Hinterhöfen Wiens selbst aufzusuchen, ihre Sorgen anzuhören und ein Bewusstsein für das Unrecht z.B. von Kinderarbeit zu schaffen. Sie war eine unbequeme Mahnerin, wenn sie die Damen der Gesellschaft aufforderte, nachzufragen, woher die Waren kamen, die zu günstigen Preisen angeboten wurden bzw. darauf hinwies, dass der geringe Lohn nicht noch durch Handeln nach unten gedrückt werden sollte. Heute nennen wir uns „mündige Konsument*innen“, weil wir wissen möchten, woher unsere Lebensmittel kommen und unter welchen Umständen sie produziert werden. Bestimmt ist die bald Selige Hildegard Burjan eine gute Patronin für die heutigen Unbequemen, die faire Arbeitsbedingungen und Gerechtigkeit statt Almosen fordern!

Ohne Spannung kein Strom, kein guter Krimi, keine aufrechte Körperhaltung… Spannung ist etwas Wichtiges im Leben. Es braucht An- und Herausforderungen, die mich meine Grenzen erweitern lassen. Ich möchte, dass sich etwas tut, ich brauche im privaten und beruflichen Leben spannende Situationen, Menschen, Gedanken.
Aber zuviel darf es auch nicht werden: Ich will nicht immer „unter Starkstrom stehen“, manchmal ist auch ein schöner Roman mit vorhersehbarem Ende das Richtige und ab und zu mal einfach auf dem Sofa lümmeln kann herrlich sein. Für mich ist es eine Kunst des Lebens das richtige Maß an Spannung zu erkennen, zu erreichen und zu halten und auf Dauer nicht über oder unter den eigenen Spannungsgrenzen zu leben.


Birgit Simoner

Wenn ich über Spannungen in meinem Leben nachdenke, fallen mir zwei Bereiche ein, in denen ich spüre, dass ich mich in einer geladenen Atmosphäre bewege, zwischen Polen hin und her pendle und Widerstand spüre. Als Alleinerzieherin ist es schwierig, bei wichtigen Entscheidungen keinen (Diskussions-)Partner zu haben und jeden Entschluss alleine fassen zu müssen.

Als Tochter ist es sehr belastend, die richtige Kombination aus Nähe und notwendiger Abgrenzung zu den Bedürfnissen einer alten, kranken Mutter zu finden. Grundsätzlich bin ich aber von einer großen Dankbarkeit über mein Leben erfüllt und glaube, dass Spannungen mir helfen, mich weiter zu entwickeln.


Regina Mayrl

Mit Spannungen leben heißt für mich zunächst einmal selbst angespannt zu sein. Spannungen auf der Beziehungsebene, die hart an die Grenze gehen, empfinde ich als große Belastung. Sie lähmen mich in meinem Denken und Handeln. Ich muss viel Kraft aufwenden, um sie auszuhalten. Ganz anders erlebe ich ein Spannungsfeld, angesiedelt zwischen Wollen und Können, zwischen Harmonie und Disharmonie, Ordnung und Unordnung, zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Dieser Bereich dazwischen ist der Zustand der Spannung und für mich eine Frage des rechten Maßes.

Immer dann, wenn es mir gelingt, in einem Spannungsfeld die Balance zu halten, merke ich, dass ich gerade dort die größte Phantasie entwickeln kann und Kräfte aufbringe, die ich sonst nicht habe. Der in vielen Bereichen negativ besetzte Begriff der Spannung verändert sich zum positiv besetzten spannend. Diese Form von Angespanntsein erlebe ich sehr häufig im Alltag, bei der Arbeit, im Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf. Ich empfinde sie als die Kraft in einer Stahlfeder, die auch nach der Ausdehnung in ihre ursprüngliche Form zurückkehrt.


Katharina Eiselsberg

Hildegard Burjan ist für mich eine Dame der Gesellschaft, die die Schwierigkeiten der Menschen gesehen hat und sie hat etwas für diese Menschen getan. Das hat mir immer imponiert.

Mit Spannungen leben heißt für mich diese zur Kenntnis zu nehmen, sie mir bewusst zu machen und damit umzugehen. Die bewusste Entscheidung für das, was im Moment zu tun ist und die Umsetzung in die Realität erscheinen mir wichtig.


Hildegard Burjan Kreis

Hildegard Burjan ist für uns ein Beispiel, weil sie immer den Mut fand, neu anzufangen und den Schritt über das eigene Ich zu wagen.

Mit Spannungen leben heißt für uns, den Platz in der Gesellschaft einzunehmen, an den uns unsere Lebensgeschichte gestellt hat, und doch dabei nie aus den Augen zu verlieren, dass dies noch nicht das Ziel unseres Lebens ist. In der Praxis kann das bedeuten, diese Spannungen als provokante Forderung aufzufassen: “Sehnsucht auszuhalten”.


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